Unter großem Wehklagen wird gegen Abend des Kirmesdienstag die Kirmes von der Mordgeschichte beerdigt. Dieser Brauch gehört zu den jüngeren Traditionen der Schelder Kirmes. Erst seit den 60er Jahren wird die Kirmesbeerdigung abgehalten. Wie auf dem Bild zu sehen, wird die Kirmes in Form einer "Puppe" von der MG auf dem Festplatz "Unter den Linden" verbrannt, und die Asche anschließend beerdigt.
Wer uns weitere Infos geben kann, möge diese bitte per Kontaktformular an uns senden.
Vielen Dank
Etwa 4 Wochen vor Beginn der Kirmes ziehen Die Acht Ältesten aus und erhandeln den Kirmeshammel. bei einem Schäfer der näheren Umgebung. Traditionsgemäß versucht man den Hammel aus einer Schelder Zucht zu bekommen, getreu dem Motto der Schelder Kirmes 2007: "Mehr als ein Schelder kann ein Hammel nicht werden" Damals gab es sogar einen öffentlichen Brief eines besorgten Tierschützers, der die Mitführung des Hammels während der Umzüge verhindern wollte. Das Resultat waren zahlreiche Motivwagen die sich mit des Leibes Wohl von Reiner beschäftigten und somit einen Beifallssturm nach dem anderen auslösten. Und auch um Reiner kümmerte man sich rührig und stellte Ihm einen Leibgarde zu Seite die all zu aufringliche Besucher fern hielt.
Der Hammel kommt nach dem Kauf zum von der Burschenschaft bestimmten Hammlesführer. Dieser bekommt einen in den Statuten festgelegten Geldbetrag ausgezahlt, von dem er dem Hammel bis zur Verlosung Kost und Logis bezahlt. Außerdem ist es seine Aufgabe, den Hammle all abendlich durch Niederscheld zu führen, damit er sein Dorf kennenlernt. Man darf sich also nicht wundern, wenn einem zur späteren Stunde ein Mann mit Hammel und einem Stück Brot begegnet.
Die Bänder, mit denen der Hammel für die beiden Festzüge geschmückt wird, werden 8 Tage vor der Kirmes eingekauft. Früher war es so, dass diese aus den schönsten und besten Tüchern ausgesucht wurden, die von einer Schelder Familie gewoben wurden. Eine solche Familie gewann damals sehr an Ansehen, wenn sie die Tücher stellte.
Am Morgen des Kirmessonntag wird der Hammel von der Burschenschaft mit den Tüchern geschmückt, was traditiondgemäß wieder mit dem einen oder anderen gekülhten Getränk einhergeht.
Nachmittags, wenn der erste große Festzug durch die Schelder Straßen zieht, hat auch endlich der Hammelführer seinen großen Auftritt. Wenn er als Erstes, den Festzug mit "seinem" Hammel anführt, dicht gefolgt von den Acht Ältesten, den 50-jährigen, den Pohlhälsen und allen anderen teilnehmenden Gruppen - ja, dann ist sein größter Moment gekommen, den er am darauf folgenden Montag während des Haupt-Festzugs gleich noch einmal auskosten darf.
Letztmalig tritt der Hammelführer am Kirmesdienstag in Aktion, wenn er den Hammel zur Verlosung führt. Dort wird er anschließend unter den einegtragenen Burschen verlost.
Quelle: A.W. Brück, Niederscheld - Geschichte und Schicksal eines hessischen Dorfes
Die Historie der Kirmeshammel
2023
Hammel: Olaf II.
Benannt nach dem verstorbenen Olaf Ebert, ehem. Kirmesvater von 1989 bis 1993. Bereits 1993 war Olaf Namensgeber für den Hammel.
Hammelführer: Klaus Dobener
Hammelfängerin: Amelie Ditthardt im ersten Versuch und letztendlich Vicky Schell mit Kirmesmutter Lisa Wilson
Gewinner: Carsten Unger
2021 - keine Kirmes - kein Hammel
2019
Hammel: Karl-Heinz
Benannt nach dem kurz vor der Kirmes verstorbenen Dillenburger Schießmeister Karl-Heinz Bach, der Jahrzehnte die Kirmes angeschossen hat.
Hammelführer: Markus Hanisch
Hammelfängerin: Svenja Stahl
Gewinner: Familie Schell
2017
Hammel:
Hammelführer: Patrick Preis
Hammelfängerin:
Gewinner:
2015
Hammel: "Kaiser"
Benannt nach dem Kirmesvater Dennis Kaiser (2007-2013)
Hammelführer: Patrick Preis
Hammel-Gewinner: Jörg Ebert
Hammelfängerin: Theres Schneider
2013
Hammel: Heinz
Benannt nach Heinz Menger († 2012), der über 20 Jahre lang den Kirmeshammeln Kost und Logis gab
Hammelführer: Patrick Preis
Hammelfängerin: Theres Schneider
2011
Hammel: Crusi
Benannt nach Horst Crusius († 2010)
Hammelführer: Patrick Preis
Hammel-Gewinner: Erwin Hofmann
Hammelfängerin: Theres Schneider
2009
Hammel: Dilf
Benannt nach dem ehemaligen Kirmesvater Rolf "Dilf" Ditthardt
Hammelführer: Werner „Ringo" Maage u. Assistentin Karolin Schwehn
Hammelfängerin: Theres Schneider
Gewinner: Ibo Kayacik
2007
Hammel: Rainer
Benannt nach Rainer Stahl († 2007), dem Haus und Hofreporter der Burschenschaft
Hammelführer: Edwin „Dille" Hild
Hammelfängerin: Theres Schneider
Gewinner: Carsten Tempich
2005
Hammel: Dr. Udo
Benannt nach Dr. Udo Mäurer
Hammelführer: Werner „Ringo" Maage
2003
Hammel: Beng
Benannt nach: Bernd Steubing
Dieser Hammel flüchtete ständig aus seinem Stall. Er nannte sich um in "Che" , wanderte nach Australien aus und ging dort in den Untergrund.
Damals musste als Ersatz für "Che" ein Schaf aus Oberscheld die Rolle des Kirmeshammels spielen...
Hammelführer: Werner "Ringo" Maage
Gewinner: Traudel Wiepning
2001
Hammel: Rudi
Benannt nach Rudi Stempfle
Hammelführer: Werner „Ringo" Maage
1999
Hammel: Hefe
Benannt nach Pedro "Hefe" Garcia
Hammelführer: Bernd "Beng" Steubing
Gewinner: Hans Auer
1997
Hammel: Erwin
Benannt nach: Erwin Hofmann
Hammelführer: Holger Weckert
Hammel-Gewinner: Günther Weichlein
Hammelfängerinnen: Silke Rein (geb. Richter) und Sara Blokscha
1995
Hammel: Heini I (der erste)
Benannt nach Heini Göbel
Hammelführer: Peter Hofmann
Hammel-Fängerin: Diana Ditthardt (geb. Nix)
1993
Hammel: Olaf I. (der erste)
Benannt nach Olaf Ebert, Kirmesvater 1989 bis 1993
Hammelführer: Peter Hofmann
Hammel-Gewinner: Gewinner: Horst Crusius
1991
Hammel:
Hammelführer: Peter Hofmann
Hammel-Gewinner: Willi Gombel
1989
Hammel: Dieter
Hammelführer: Werner "Ringo" Maage
Hammelfängerinnen: Nathalie und Kirstin
1987
Hammel: Werner
Hammelführer: Werner "Ringo" Maage
1985
Hammel:
Hammelführer: Werner "Ringo" Maage
1983
Hammel:
Hammelführer: Werner "Ringo" Maage
1981
Hammel: Lutz
Hammelführer: Werner "Ringo" Maage
Hammel-Gewinner: Gerhard Zirener
1979
Hammel: Didi
Hammelführer: Erich Will
Hammel-Gewinner: Günther Herwig
1977
Hammel: Rex
Hammelführer: Erich Will
1975
Hammel:
Hammelführer: Erich Will
1973
Hammel:
Hammelführer: Erich Will
1971
Hammel:
Hammelführer: Erich Will
1969
Hammel:
Hammelführer: Erich Will
1967
Hammel:
Hammelführer: Erich Will
1965
Hammel:
Hammelführer: Erich Will
1963
Hammel:
Hammelführer: Erich Will
1961
Hammel:
Hammelführer: Moritz Maage
1959
Hammel:
Hammelführer: Moritz Maage
1957
Hammel:
Hammelführer: Moritz Maage
1955
Hammel:
Hammelführer: Moritz Maage
1953
Hammel:
Hammelführer: Moritz Maage
1951
Hammel:
Hammelführer:
Der Kisschestanz findet am Montag Morgen im Festzelt statt und ist ein gar lustiges Schauspiel für alle Beteiligten und Umherstehenden. Die verheirateten Frauen nehmen einen kräftigen Schluck zu sich und suchen sich aus den Festgästen ihre Tanzpartner aus, mit denen sie sich zum Tanz auf dem Tanzboden einfinden. Dabei haben Sie ein Kissen zwischen den Beinen welches sie fallen lassen sobald die Musik aufhört zu spielen.
Nun kniet man sich zusammen auf das Kissen, umarmt sich und gibt sich ein Küsschen. Zur Reinigung gönnt man sich dann ein Schnäpschen. Anschließend kann sich die Frau mit ihrem Kissen einen neuen Tanzpartner aussuchen und das Schauspiel beginnt von vorne.
Dem Tanz darf sich im überigen Niemand verwehren, wenn er ausgesucht und aufgefordert wird. Ebenso ist es ein ungeschriebenes Gesetzt, dass der Mann die Gebühr für den "Kurzen" bezahlt.
Bei vielen Bräuchen aus vergangenen Zeiten ist es leider der Fall, dass Niemand mehr um die eigentliche Bedeutung weiß. So gibt es auch ein Kapitel bei der Schelder Kirmes - den Kirmespohl.
Leider ist es bis heute nicht möglich gewesen und wird es auch in Zukunft nicht sein, die ursprüngliche Bedeutung dieses möglicherweise als Fruchtbarkeits- oder Phallussymbol eingeführten Pohls herauszufinden. Der Kirmespohl ist ein etwa 2,5 Meter langer Holzpfahl, der von den 50-Jährigen festlich verziert und dekoriert wird.
Der Brauch verlangt es, dass ein jeder niedeschelder Ehemeann, der zwischen der letzten und der jetzigen Kirmes geheiratet hat, den Kirmespohl "hälsen", also tragen bzw. umarmen muss. Daher de Begrif "Pohlhälsen". Außerdem sind auch alle Paare, die zwischenzeitlich nach Niederscheld gezogen und dort polizeilich gemeldet sind (ja, auch hierrüber soll es Listen geben), dazu augerufen am Pohlhälsen teilzunehmen. Für dieses Privileg, in die Schelder Gemeinschaft aufgenommen zu werden, zahlen sie einen Beitrag in die Kasse der 50-Jährigen, die dann wiederrum Bier kaufen um es mit den Pohlhälsern zu trinken. Dies ist allerdings erst seit 1938 so. Vorher zahlten nur die "Jungen", und die "Alten" tranken auf deren Wohl. Sie gaben somit ihren Einstand bei den Scheldern.
Mit der Aufnahme in die Dorfgemeinschaft haben sie auch das Recht, auf der Kirmes frei zu tanzen. Und damit auch das ganze Dorf weiß, wer sich in die Dorfgemeinschaft einhälsen will, laufen die Pohlhälser auch beim Festzug mit. Während dies vom Großteil der "Jungvermählten" gefeiert wird, trifft es den letzten Ehemann der vor der Kirmes geheiratet hat besonders hart. Er hat die Verpflichtung den Pohl an beiden Festzügen durch das Dorf zum Festzelt zu tragen.
Das "Pohlhälsen" findet am Montag Morgen im Kirmeszelt statt, damit alle Niederschelder die Möglichkeit haben die "Neuen" bei ihrem Tanz um den Pohl zu begutachten und kennen zu lernen. Für das "Hälsen" bekommen die Paare eine Urkunde und sind fortan als echte Niederschelder in die Dorfgemeinschaft aufgenommen.
Quelle: A.W. Brück, Niederscheld - Geschichte und Schicksal eines hessischen Dorfes
Die Pohlhälser 2017
Die Pohlhälser 2015