Bei vielen Bräuchen aus vergangenen Zeiten ist es leider der Fall, dass Niemand mehr um die eigentliche Bedeutung weiß. So gibt es auch ein Kapitel bei der Schelder Kirmes - den Kirmespohl.
Leider ist es bis heute nicht möglich gewesen und wird es auch in Zukunft nicht sein, die ursprüngliche Bedeutung dieses möglicherweise als Fruchtbarkeits- oder Phallussymbol eingeführten Pohls herauszufinden. Der Kirmespohl ist ein etwa 2,5 Meter langer Holzpfahl, der von den 50-Jährigen festlich verziert und dekoriert wird.

kirmespohl festzug 2015 thiemo hubertus koppDer Brauch verlangt es, dass ein jeder niedeschelder Ehemeann, der zwischen der letzten und der jetzigen Kirmes geheiratet hat, den Kirmespohl "hälsen", also tragen bzw. umarmen muss. Daher de Begrif "Pohlhälsen". Außerdem sind auch alle Paare, die zwischenzeitlich nach Niederscheld gezogen und dort polizeilich gemeldet sind (ja, auch hierrüber soll es Listen geben), dazu augerufen am Pohlhälsen teilzunehmen. Für dieses Privileg, in die Schelder Gemeinschaft aufgenommen zu werden, zahlen sie einen Beitrag in die Kasse der 50-Jährigen, die dann wiederrum Bier kaufen um es mit den Pohlhälsern zu trinken. Dies ist allerdings erst seit 1938 so. Vorher zahlten nur die "Jungen", und die "Alten" tranken auf deren Wohl. Sie gaben somit ihren Einstand bei den Scheldern.
Mit der Aufnahme in die Dorfgemeinschaft haben sie auch das Recht, auf der Kirmes frei zu tanzen. Und damit auch das ganze Dorf weiß, wer sich in die Dorfgemeinschaft einhälsen will, laufen die Pohlhälser auch beim Festzug mit. Während dies vom Großteil der "Jungvermählten" gefeiert wird, trifft es den letzten Ehemann der vor der Kirmes geheiratet hat besonders hart. Er hat die Verpflichtung den Pohl an beiden Festzügen durch das Dorf zum Festzelt zu tragen.

Das "Pohlhälsen" findet am Montag Morgen im Kirmeszelt statt, damit alle Niederschelder die Möglichkeit haben die "Neuen" bei ihrem Tanz um den Pohl zu begutachten und kennen zu lernen. Für das "Hälsen" bekommen die Paare eine Urkunde und sind fortan als echte Niederschelder in die Dorfgemeinschaft aufgenommen.

Quelle: A.W. Brück, Niederscheld - Geschichte und Schicksal eines hessischen Dorfes

 

Die Pohlhälser 2017

 

Die Pohlhälser 2015

 

Die Pohlhälser 2007